Das Wahrheitsserum

Was ist, wenn die Wahrheit wie ein kleines Sandkorn wäre?

Das Korn, das gewaschen und gewogen wurde, poliert, geglättet und zusammengepresst zu einem glänzenden Punkt, der universellen Wahrheit.

Was ist, wenn wir dieses Sandkorn nehmen und in einem Buch sammeln? Wir würden das Buch wie unser eigenes Leben schätzen. Wir würden es mit unserem gesamten Geiste wegschließen.

Und wenn wir die Wahrheit sehnten, würden wir es öffnen, und würden uns von den Körnern umspülen lassen. Wir würden uns in seiner Tiefe auflösen und in seiner Ausstrahlung räkeln.

Aber das Buch ist fehlerhaft. Wir können mehr Wahrheit von ihm nehmen, als wir verdient haben. Und bald wären die gewendeten Seiten leer.

So beginnt die Suche. Die Suche nach der Wahrheit; die Wahrheit, die wir sehnen; die Wahrheit ist, was den einzig sinnvollen Wert in einer ansonsten sinnlosen Welt hat.

Die Suche geht weiter, weiter und weiter. Bei dieser Suche nach der letzten Wahrheit ist alles erlaubt. Wir lernen zu lügen und zu betrügen in der Hoffnung auf Fortschritte. Wir sehen keinen Erfolg, keinen Durchbruch jeglicher Art.

Wir sind von einer Pseudo-Wahrheit überschwemmt, einer Wahrheit, deren einziger Zweck es ist, uns zu beruhigen und zu wiegen.

Absolute Wahrheit verliert ihre Bedeutung. Es gibt keine absolute Wahrheit, nur größere und kleinere Wahrheiten. Wir haben unsere Standards verloren, wir haben unser Talent verloren zu unterscheiden, was real ist, und was Täuschung. Wir kennen den Unterschied zwischen der richtigen und der falschen Wahrheit nicht mehr. Alles, worum wir uns sorgen ist Wahrheit jener Art und solcher Form; beschädigte, schmutzige Wahrheit, wir wollen sie und wir brauchen sie.

So kann diese Wahrheit uns frei machen, wie jede andere Wahrheit. Vielleicht genügt diese Ersatz Wahrheit? Möglicherweise.

Aber wenn wir zu den Sklaven dieser Freiheit geworden, dann existiert die Freiheit nicht mehr.

Es ist die schlimmste Art von Gefängnis.

Ein Gefängnis ohne Mauern und ohne Ketten. Wir können uns nicht befreien, da wir nicht sehen, was uns fesselt.

Wir sprechen von Freiheit, als würden wir darauf hoffen. Ich hoffe, dass wirkliche Freiheit uns nicht findet, weil wir nicht wissen, was wir damit tun sollten.

Doch wir führen die Suche fort, und die Suche ist für uns eine Lebensartgeworden. Wir kennen keine andere. Das ist, was wir geworden sind.

Hoffen wir, die Suche endet nie, dass die absolute Wahrheit für immer verborgen bleibt. Denn wenn die Suche beendet ist, sind auch wir am Ende.

Dann werden wir nicht mehr als Staub, Flecken von Sand am Ufer der allgemeinen Lüge.

Und vielleicht, nur vielleicht, ist dies bereits geschehen.

Der Autor dieser Prosa ist Gorda Hoje, ein jovianischer Philanthrop, der vor mehr als 300 Jahren gestorben ist. Hoje war ein Novum in seiner Zeit und seinem Alter, und seine Werke, die von rätselhaften philosophischen Texten bis hin zu akribischen wissenschaftlichen Arbeiten reichen, wurden in der Regel als zu exzentrisch und absurd angesehen, um einen wirkliche Wert zu haben. In seiner Lebenszeit, fungierte Hoje als Mentor für viele der größten jovianischen Köpfe der jüngeren Generation, darunter Ior Labron, der Gründer der Society of Conscious Thought. Nach Hojes Tod begannen seine Anhänger, seine Werke ernsthaft zu verbreiten und Hoje wird heute als einer der tiefsinnigsten und einflussreichsten Intellektuellen der Jove angesehen.

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